Fallbeispiel – Fehlende Luftdichtigkeit
- Energetische Sanierung
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Der Bauherr stellt fest, dass es noch während der Fertigstellung des Ausbaus einer neu errichteten Dachgeschoßebene vom Dach her „durchregnet“. Es werden Undichtigkeiten der Dachdeckung, eingedeckt mit Titanzinkblechen, vermutet.
Ein Gutachten zur Schadensermittlung wird beauftragt.
1. Zielvorgabe
Die Zielvorgabe lautete: Bitte überprüfen Sie doch die Dachdeckung auf mögliche Undichtigkeiten. Ermitteln Sie die dafür notwendigen Maßnahmen und Kosten.
- Geöffnete Decke
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2. Hausbeschreibung/Schadensfeststellung
Es handelt sich um ein in den 60er Jahren erbautes mehrgeschossiges Wohnhaus. Im Rahmen der energetischen Sanierung (Heizung, neue Fenster, WDVS-Fassade) wurde ein weiteres Geschoß mit einer hochwertig ausgestatteten Wohnung aufgesetzt. Die Baumaßnahmen erfolgten ab Spätherbst bis in die Winterperiode hinein. Der erste Feuchteanfall erfolgte kurz nach Einbau der Innendecke durch Abtropfendes Wasser.
3. Beweisaufnahme
- Aufgequollene Mineralfaserdämmung
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Die Beweisaufnahme ergab folgende Ergebnisse:
Risse bzw. Undichtigkeiten an der Stehfalzdeckung aus Metall konnten nicht festgestellt werden. Dachlüfter waren nicht eingebaut, sodass nur die Unterlüftung Traufe/Traufe möglich ist. Die erforderliche Unterlüftungsebene war aber von der Traufe aus nicht eindeutig auszumachen. Die erste Vermutung war daher, dass hier die mögliche Schadensursache herrührt.
Zur Überprüfung wurde die Innendecke am Feuchtepunkt geöffnet. Dabei stellten sich bereits gravierende Schäden am Unterbau heraus.
Der erforderliche Unterlüftungsraum war durch aufgequollene Wärmedämmung weitgehend verschlossen.
- Unzureichende Dachbelüftung
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Die innenliegende Dampfsperre war nicht luftdicht angeschlossen sondern nur durch Klammern seitlich angeheftet. Es kam zum Einströmen von warmer Innenluft mit Kondensat Ausfall.
Die Folgen: Aufquellen der Dämmung infolge Durchnässung und bereits unterseitiger Schimmelbefall der Dachschalung. Es gab keine Zusatzmaßnahme gegen das Aufquellen der Dämmung, z.B. durch eine Vlieskaschierung. Da die Schalung oberseitig mit einer Bitumenbahn abgedichtet war ist weiterhin ein Abtrocknen nur unterseitig im Belüftungsraum möglich, der aber verschlossen war.
4. Beurteilung/Schadensbebung
- Sanierung
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Die gesamte bereits von innen verkleidete Dachdecke musste demontiert und völlig neu aufgebaut werden. Sanierungslösung: Abtrocknung der Holzschalung (Holztrocknung auf 9 +/-3% Gleichgewichtsfeuchte), Einbau einer diffusionsoffenen Unterspannbahn, seitlich fixiert gegen erneutes Aufquellen der Dämmung und zur Sicherstellung des Unterlüftungsraumes, Dämmungseinbau, Einbau der Luftsperre/Dampfsperre, erneuter Einbau der Unterdecke.
5. Kosten
- Einbau Luftdichtigkeits- und Dampfsperrfolie
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Die Kosten waren von der ausführenden Firma komplett zu übernehmen. Der Schaden lag mit Mietausfall und Zinslast bei den Banken für fast 6 Monate bei über 25.000 €.
Fertigstellung der Dachdecke und des Wohnraumes